, Egger Robert

O Thurgau, du Segelnation - Beitrag vom Tagblatt

Wenige Tage nach dem Gewinn der Schweizer Super League werden Olympionike Tom Rüegge und die Seglervereinigung Kreuzlingen Dritte in der Champions League. Die Finalentscheidung in der Königsklasse ist aufgrund von Schiedsrichterentscheidungen umstritten.

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Matthias Hafen

Die Crew der Seglervereinigung Kreuzlingen gewann zum zweiten Mal in Folge die Schweizer Liga (Bild) und vertrat das Land auch international erfolgreich.

Segler vom Bodensee werden in der Schweiz seit jeher als besonders abgebrüht betitelt. Nicht nur, weil der See internationales Gewässer ist und dort deshalb zum Teil andere Regeln gelten als etwa auf dem Zürichsee oder auf dem Thunersee. Erfahrene Segler berichten immer wieder von den besonderen Herausforderungen auf den Wogen zwischen Romanshorn und Friedrichshafen, zwischen Bregenz und Bodman. So, als habe der Bodensee manchmal den Charakter eines Weltmeers.

Diese Erfahrung und die abgebrühte Art nutzte die Seglervereinigung Kreuzlingen in diesem Jahr zu besonderen Leistungen. Nicht nur verteidigte die Thurgauer Crew um Steuermann und Olympionike Tom Rüegge ihren Titel in der (coronabedingt verkürzten) nationalen Super League erfolgreich. Am vergangenen Wochenende schafften es die Kreuzlinger auch international aufs Podest. In der stark besetzten Champions League der Klubsegler wurde die SV Kreuzlingen hinter dem Segel- und Motorboot Club Überlingen aus Deutschland und dem italienischen Segelklub Aeronautica Militare Dritte. Hinter sich liess Rüegges Crew im Wettkampf mit Einheitsbooten vor Sardinien unter anderem die weiteren Schweizer Teilnehmer des Regattaclubs Oberhofen (5.) und der Bordée de Tribord aus La Neuveville (16.).

Kreuzlinger Crew im Final benachteiligt?

2019 waren die Kreuzlinger in der Champions League der Segler noch Sechste geworden. Wenn es so weitergeht, können Tom Rüegge, Michael Herrmann, Stefan Stäheli und Jens Lichtblau im nächsten Jahr gar den Titel ins Visier nehmen. Weit davon entfernt waren die Thurgauer auch heuer nicht. Im Final der Königsklasse, in dem zusammen mit den drei Erstklassierten noch ein weiteres Boot aus Russland segelte, lieferte sich die SV Kreuzlingen mit den Überlingern einen harten Zweikampf – und fühlten sich am Ende durch zwei Schiedsrichterentscheidungen benachteiligt. Nach drei von vier Finalläufen war das Titelrennen noch völlig offen gewesen. Auch, weil die Schweizer Finalisten ihre Hypothek als Viertplatzierte nach den 14 Qualifikationsläufen unter anderem mit dem Gewinn des dritten Finalrennens wettgemacht hatten.

So war klar, dass der Sieger des vierten und letzten Finalrennens auch die Champions League 2020 gewinnen würde. «Wir sind gut gestartet und konnten gut mithalten», sagt Rüegge. «Dann folgte ein erster Regelverstoss durch das Team aus Überlingen an Tonne eins und auf der zweiten Kreuz noch einmal ein Regelverstoss der Deutschen, der erneut nicht geahndet wurde.» Laut dem Portal «segelreporter.com» hatte der kroatische Chief-Umpire Neven Baran – Olympiaschiedsrichter in Sydney, London und Rio – moniert, keinen Protestruf der Schweizer gehört zu haben. Das wollte Rüegge nicht auf sich sitzen lassen und schrieb via Social Media: «Wir haben in der ersten Situation klar Protest gerufen, die Flagge gezeigt und auf das deutsche Boot verwiesen.» Auch die zweite Szene hätten sie dezidiert anders gesehen.

Klubpräsident Sury: «Unglaublich stolz»

Am Ende resultierte für die Crew der SV Kreuzlingen Platz drei und damit ein prestigeträchtiger Podestplatz. Steuermann Rüegge sagt: «Damit sind wir im Grunde sehr zufrieden und dürfen auch stolz sein auf das, was wir erreicht und geleistet haben.» Gratulationen erhielt das Team auch von Klubpräsident Jürg Sury: «Ich bin unglaublich stolz auf unsere Mannschaft. Wir werden dieses Glanzresultat gebührend feiern, sobald es wieder möglich ist.» Rüegge, Herrmann, Stäheli und Lichtblau machten den Thurgau im internationalen Kontext zu einer Segelnation.

 Fotos von  © SAILING Champions League / SAILING ENERGY